Aufruf zur Unterstützung berufsnaher Lehre für die Softwareindustrie mittels Case-Methode
Update 2012-04-23: Die unten genannten Fragen sind nicht mehr aktuell; der neue Plan ist hier: PM by Case.
Kurzfassung: Wir würden gern von Ihnen hören, wenn Sie von interessanten Fallbeispielen wissen, von denen unsere Studierenden mittels Case-Methode lernen können.
Langfassung: In der Softwaretechnik können wir häufig Lehrinhalte mit “harten” Konzepten und Fakten in Vorlesungen gut vermitteln. Geht es aber um weniger technische Fragen von Geschäftsstrategie und -taktik in der Softwareindustrie, geraten reine Vorlesungen schnell an ihre Grenzen. Besser wäre es, mit konkreten der Praxis entlehnten Beispielen Studierenden Material an die Hand zu geben, anhand dessen sie sich die relevanten Konzepte erarbeiten können. In der Vorlesung wird dann diese Eigenarbeit vertieft und diskutiert. Diese Lehrmethodik nennt sich auch die “Case-Methode”, und sie wurde bereits vor ca. 100 Jahren an der Harvard Business School eingeführt und hat sich seitdem in der Lehr- und Lernpraxis bewährt. Je größer die Unsicherheit in der Entscheidungsfindung in einer Berufssituation, je “weicher” die fachlichen Konzepte, desto besser funktioniert die Case-Methode als Vorbereitung der Studierenden auf ihre Berufspraxis.
Grundlage der Case-Methode ist der “Case” (Fallbeispiel), die schriftliche Darstellung einer konkreten Situation in einem Unternehmen, in der eine Entscheidung getroffen werden muss. Welche Entscheidung variiert von Case zu Case, je nach zu vermittelnden Konzepten und Lehrinhalten. Mal handelt es sich um die grundsätzliche Frage einer Softwareneuentwicklung, oder eine Make-vs-Buy Entscheidung, oder einen Markteintritt, oder eine Einstellungsentscheidung, etc. Beispiele für Cases findet man auf der Website des European Case Clearing Houses, ECCH. Besonders hervorzuheben ist die Stanford Free Case Collection, welche unentgeltich zur Verfügung steht. Die Open Source Research Group hat im vergangenen Semester begonnen, Cases in der Lehre zu verwenden. Dies betrifft insb. das Seminar “Product Management”. Bedauerlicherweise stehen viel zu wenige gute Cases kostenlos zur Verfügung.
Die Open Source Research Group möchte im Laufe der Zeit qualitativ hochwertige und für Studierende kostenlose Lehrmaterialien entwickeln. Die Erstellung von Fallbeispielen stellt hierbei einen wichtigen Teil dar. Für effektive Cases benötigen wir aber gute der Praxis entnommene Fallbeispiele. Wir möchten Sie hiermit bitten, sich bei uns zu melden, wenn sie einen konkreten Fall aus Ihrer Unternehmensgeschichte vor Augen haben, von dem Studierende lernen können, und den uns gegenüber darzustellen Sie bereit wären. Am besten liegt das Fallbeispiel nicht allzu lange zurück, ist weitgehend abgeschlossen und darf veröffentlicht werden. Wir sind natürlich auch an Verweisen auf Ihnen bekannte Fallbeispiele anderer Personen und Unternehmen interessiert. Ein Case-Schreiber wird Sie interviewen, um den Case zu entwickeln. Ihr Aufwand beschränkt sich auf das Interview und ggf. eine Begutachtung der von uns entwickelten Materialien.
Unser erstes Ziel ist die Entwicklung von Materialien für die Produktmanagementveranstaltung. Aus dem Grund haben wir ein besonderes Interesse an industriellen Fallbeispielen zu den folgenden Fragen (entnommen aus dem Lehrplan für das Produktmanagementseminar):
- What makes a product inspiring? Emotionally engaging?
- What types of products are there? What are their properties?
- How to find the first customer? How to develop the customer?
- What are best practices of defining a business opportunity?
- How define the product vision and value proposition?
- How to specify and manage a product roadmap?
- How to define features and releases?
- How does product management work with traditional processes?
- How to go to market with the product?
- How to product-manage open source projects?
Dies sind recht allgemeine Fragen und Cases würden üblicherweise eine spezifischere Frage adressieren. Z.B. hätten wir gern einen Case zur Preisfindung von einem Firmensoftwareprodukt, anhand dessen Studierende sich in die Preisfindung von Produkten einarbeiten können. Oder einen Case zum Vertriebskanal von webbasierter Endkundensoftware, mit Fokus auf die Bewertung und Steuerung der Website, A/B Testing, etc.
Die Cases werden aller Voraussicht nach in Englisch geschrieben werden; es würde uns aber freuen, wenn die Fallbeispiele der deutschen Wirtschaft entspringen und unsere Industrierealität wiedergeben.
Bitte wenden Sie sich an Prof. Riehle, falls Sie Lust und Zeit hätten, mit uns zu sprechen, um einen konkreten Fall aus Ihrem Unternehmen zu diskutieren. Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören!